Moderne Ausbeutung?

Nach Ansicht von Hauptinspektor Raymond Lausberg, seit 40 Jahren im Dienst der belgischen Autobahnpolizei, müssen Lkw-Fahrer auf den europäischen Straßen viel konsequenter kontrolliert werden – zu ihrem eigenen Schutz. Der auf Sozialdumping spezialisierte Autobahnpolizist, der im vergangenen Jahr auch als Referent bei der Fachveranstaltung von SBS-Fahrertraining in Dortmund die Teilnehmer mit seiner erfahrenen Fachkompetenz begeisterte, ist einer der Interviewpartner, die in der WDR-Doku „Leben im Laster – Der harte Alltag osteuropäischer Lkw-Fahrer“ zu Wort kommen. Kernaussage der Doku: Seit der Einführung der Mindestlöhne in Europa stellen Transportunternehmen zunehmend Fahrer aus Billiglohnstaaten wie Rumänien oder Weißrussland ein, über in Osteuropa gegründete Subunternehmen.

Die Konsequenzen haben Kontrolleure wie Hauptinspektor Lausberg täglich vor Augen. Fahrer aus Osteuropa, die weit weg von zu Hause wochen- bis monatelang oft ohne Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten und ohne freie Tage ausschließlich im Lkw unterwegs sind, auf 3 Quadratmetern arbeiten, essen und schlafen, sind keine Seltenheit, sondern eher die Regel. Eine Situation, die der belgische Autobahnkontrolleur als „sozial inakzeptabel“ und als „Menschenrechtsverletzung“ bezeichnet und die von einem der Fahrer, die in der Doku zu Wort kommen, als ein legales System moderner Ausbeutung mitten in Europa bezeichnet wird. Raymond Lausberg hofft, die betreffenden Unternehmen mit hohen Bußgeldern zu läutern. Doch ohne engmaschige Kontrollen gehen seiner Meinung nach zu viele schwarze Schafe durchs Netz.

Wir finden: Eine spannende, aufrüttelnde Reportage, die nachdenklich stimmt und die noch bis zum 7. April online unter diesem Link direkt in der arte Mediathek abrufbar ist. Gerne schauen!